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Statt Staub und Stille: Blumen und Glockenklang
Zweiter Wallfahrtsgottesdienst im Hermannstädter Kirchenbezirk
Am 19. August 2006 folgten rund 140 Menschen der Einladung nach Leschkirch. In der evangelischen Kirche hier (es handelt sich übrigens um ein architektonisches Kleinod, das heuer 200 Jahre alt wurde) erklangen nach 14 Jahren Stille wieder Gebet und Gesang.
Als erste ist Rosi Müller, Lehrerin und Kuratorin in der Nachbargemeinde Alzen, zu nennen. Ohne ihren tatkräftigen Einsatz wäre es nicht zu dem festlichen Gottesdienst in Leschkirch gekommen. Sie organisierte die Säuberungsarbeiten, die mehrere Tage in Anspruch genommen haben und sie lud die Leute (Bewohner und Sommergäste) in den umliegenden Gemeinden so herzlich ein, dass sie auch kamen. Es kam auch der rumänische Ortsgeistliche, Pfarrer Avram, und der Sekretär des Bürgermeisteramtes, Herr Achim. In Leschkirch selbst lebt eine einzige evangelische Frau. Sophia Müller ist hochbetagt und kann ihre Wohnung leider nicht mehr verlassen. So nahm sie auch an dem Gottesdienst letzten Samstag nicht teil, wurde aber von zwei Heltauerinnen besucht, worüber sie sich sehr freute. Unter den Klängen der Probstdorfer Adjuvanten zogen die Versammelten in die Kirche ein. Als Liturg diente Dechant Bruno Fröhlich, Stadtpfarrer in Schäßburg, der ein gebürtiger Leschkircher ist. Er trat vor den Altar, drehte sich zur versammelten Gemeinde um und hielt dann einen kurzen Augenblick inne. Da waren die Bänke doch wirklich bis nach hinten gefüllt.
In der Predigt nannte Dechant Dr. Stefan Cosoroaba Gründe unserer Freude: So wie die Frau im Gleichnis, die ihren verlorenen Silbergroschen gefunden hat, sich freute und Freunde und Nachbarinnen zum Mitfreuen einlud, so freuen auch wir uns über die wiedergefundene Kirche in Leschkirch. Sie war zwar da, aber sie war abgeschlossen und alle fuhren nur an ihr vorbei. Und so wie sich die Engel im Himmel über einen Sünder freuen, der umkehrt, so freuen auch wir uns über alle Menschen, die den Weg zur Kirche finden und die Gemeinschaft suchen.
Auf der grünen Wiese vor dem Pfarrhaus, im Schatten der Kirche und Wehrmauern, gab es noch gemütliche Gespräche bei Mineralwasser und Kuchen. Auch ein kleiner Schnaps und ein großer Korb Sommeräpfel fanden Anklang. Jetzt erst zeigte sich, wer alles da war: sächsische Bäuerinnen aus Marpod, ausgewanderte Alznerinnen, Pfarrer und Vikare aus dem Bezirk, Leschkircher Romakinder, deutsche Unternehmer, die Bläser aus Probstdorf, Gäste aus Österreich usw.
Ein schönes Wort sagte der orthodoxe Pfarrer (es hätte auch von Fulbert Steffensky oder einem anderen berühmten Theologen sein können): Diese Kirche ist geheiligt durch die Gebete, die darin an Gott gerichtet wurden. Deshalb würde er als Orthodoxer, sich beim Vorübergehen auch an der evangelischen Kirche stets bekreuzigen.
Der Aufruf des Hermannstädter Bezirks: "Helft mit, unsere Kirchen zu beleben", war auch an diesem Wochenende auf offene Herzen gestoßen. Die Kilometer sind keine unüberwindlichen Hindernisse, wenn sich Gemeindeglieder regional zu einem Gottesdienst versammeln möchten. Gerhild Cosoroaba
Der Wallfahrtszug zieht vom Pfarrhaus in die Kirche zu Leschkirch (Gebaut 1803 -1806 nach Brukenthals Anweisungen)
Die jetzigen Leschkircher waren auch dabei
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